Die Ausgabe 2020 des Mondovino Weinberaters liegt seit Februar in allen Weinabteilungen von Coop auf. Valencia wurde zum zweiten Mal mit der Konzeption, Redaktion und Realisation des 76-seitigen Magazins betraut. Ein weiteres Highlight für die Valencia Weinmacher! Für eine Fotoreportage reiste Art Director Jan Kempen zusammen mit Mondovino Weinexperte Timothée Boltz und Fotograf Roland Tännler zum Winzer Valsangiacomo ins Tessin.
Die Reportage-Fotografie: Das Erhaschen des Moments
Das Ziel einer Fotografie prägt ihre Machart. So unterscheidet sich beispielsweise die Still-Life-Fotografie mit ihrer präzisen Lichtführung im Studio und haargenauen Platzierung der Objekte grundsätzlich von der Reportage-Fotografie. Letztere fängt einen einzigen Augenblick ein, macht ihn für den Betrachter erlebbar und gewissermassen unvergänglich. Und genau darin liegt auch die Spannung und Herausforderung der Fotoreportage: Keine Situation wird sich ein zweites Mal in der exakt gleichen Form ergeben. Das verlangt von Fotografen und Art Directoren vor Ort ein gutes Gespür für besondere Momente und die Fähigkeit, sich unaufgeregt auf unterschiedliche Begebenheiten einlassen zu können.
Alles Zufall, oder was? Meine Rolle als Art Director
Natürlich darf man den oben erwähnten «einmaligen Momenten» auch ein wenig auf die Sprünge helfen. Dazu gehört zum Beispiel die Auswahl der Location oder das Festlegen bestimmter Blickwinkel vor dem Shooting gemeinsam mit dem Fotografen. Danach lassen wir die Protagonisten, in unserem Fall Timothée Boltz und den Winzer frei agieren, sprich: sie sollen nicht weiter auf die Crew achten. Nur so können die authentischen Bilder entstehen, welche für die Reportage so zentral sind.
Entscheidend für die Reportage ist auch mein Wissen über Konzept und Gesamtprozess in der Entstehung des Produkts, in diesem Fall des Weinberaters. Ich habe das angerissene Layout stets vor Augen und kann so bereits während der Reportage einschätzen, welche Bilder sich gut eignen. Auch für die Inhalte nehme ich wichtige Impulse vom Set mit. Ich denke in einer «Story», bevor sie überhaupt geschrieben ist.
Während der Reportage bleibe ich wach für spontane und besondere Momente, aber auch äussere Einflüsse wie zum Beispiel das Wetter. Typisch für die Reportage-Fotografie sind Echtlicht-Verhältnisse, welche sich von einer Sekunde zur nächsten ändern können. Damit auch in unvorhergesehenen Situationen ein gutes Bildergebnis entsteht, muss ich potenzielle Sujets schnell erfassen und den Fotografen entsprechend anleiten.
Mit der geschickten Kombination unterschiedlicher Blickwinkel und dem Spiel verschiedener Sujets gibt man dem Betrachter schliesslich die Möglichkeit, in eine Welt einzutauchen und nicht bloss an der Oberfläche zu bleiben. Eine Reportage lebt davon, dass sie «menschelt».
3 Bilder, 3 Anekdoten
Als wir vom Kompagnon des Winzers in den hübschen kleinen Weinkeller am Hang geführt wurden, staunten wir alle nicht schlecht, als er die Schlüssel zum Öffnen der schweren Kellertüre hervornahm. «Diese Prachtexemplare müssen auf jeden Fall aufgenommen werden!» Doch zuerst mal einen Blick in den Keller, in dem sich der «Rubro», ein Spitzenwein aus dem Hause Valsangiacomo befindet. Bei der Verkostung entstand schliesslich das sprechende Sujet: Die einzigartigen Schlüssel, die zu einem einzigartigen Wein führen, welcher im unverwechselbaren Weinglas mit dem Logo der Kellerei präsentiert wird.
Das Wetter war recht durchzogen. Die Sonne schien just durch eine sich auflösende Hochnebelschicht und tünchte die ganze Szenerie in ein klares, ruhiges, aber doch sonniges Licht, wie man es mit der besten Kunstlampe nicht hingekriegt hätte. Da fiel mein Auge auf die schlichte Schönheit des Kellereingangs und wie diese die Unterhaltung der beiden Önologen so stimmungsvoll umrahmte. Wir nutzten die Gunst der Stunde und warfen mit einem Reflektor noch etwas zusätzliches Licht in den Weinkeller, wo Timothée noch den Worten des Winzers über die Vinifizierung des Rubros lauschte. Klick klick, schon zogen die nächsten dichteren Wolken vor die Sonne.
Zeit für eine Pause im malerischen, alten Dorfkern von Mendrisio. Uberto erzählt gerne und wir erfuhren einiges über ihn und seine Familiengeschichte. Unter anderem erwähnte er seinen 90-jährigen Vater, der auch heute noch mit Leib und Seele auf dem Weingut mitarbeitet. Eine gute Gelegenheit für ein kleines Valsangiacomo Familienporträt! Sein Vater war sofort begeistert von der Idee. Zurück auf dem Weingut trafen Vater und Sohn gerade rechtzeitig für die noch verbleibenden Sonnenstrahlen auf der Location ein. Die beiden machten kurz Schabernack auf Italienisch und schon hatten wir ein paar tolle Aufnahmen im Kasten.
5 Faktoren, die für das Einfangen von Momenten entscheidend sind
Ein paar Faktoren sind für eine gelungene Fotoreportage unerlässlich. Wenn sie stimmen, gelingt das Einfangen besonderer Momente. Oder das Einfangen ganz gewöhnlicher Momente auf eine besonders gekonnte Art, sodass diese als etwas Besonderes wahrgenommen werden.
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Das Team
Jedes Teammitglied muss genau wissen, was seine Aufgabe ist und in der Lage sein, diese selbständig professionell zu erfüllen.
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Das Timing
Alle Beteiligten müssen spontan auf äussere Einflüsse reagieren und sich an ändernde Verhältnisse anpassen können.
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Das Equipment
Für Fotoreportagen benötigt man eine Ausrüstung, die viel Flexibilität ermöglicht und auch bei schlechtem Wetter einsetzbar ist.
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Die Location
Die Location ist häufig ein Element, das sich gar nicht oder nur bedingt ändern lässt. Das Team muss also in der Lage sein, auch aus weniger guten Locations das beste herauszuholen.
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Die Protagonisten
Eine authentische Fotoreportage braucht authentische Protagonisten. Dafür ist eine gewisse Lockerheit und genug Selbstvertrauen nötig, damit man nicht in eine Rolle fällt und zu schauspielern beginnt.
Der Mondovino Weinberater 2020 im Video
Eine professionell geplante und durchgeführte Fotoreportage macht einen echten Unterschied und generiert hochwertigen Output mit durchdachtem Konzept. Valencia begibt sich gerne auf fotografische Abenteuer mit Ihnen!