Sei es die Super 8 Kamera, die VHS, die Bluray Disc, Smartphones mit grossen Bildschirmen oder eben Webseiten, wie wir sie heute kennen: Die Porno-Industrie hat einige Technologien salontauglich gemacht, ohne es selbst jemals zu werden. In diesem Artikel erkläre ich Ihnen, wieso Ihre Webseite heute nur so gut ist, wie Pornos sie gemacht haben.
Bei der gesamten Porno-Industrie geht’s nur um das Eine, und es ist nicht das, was sie denken. Es geht ums Geld. Das bedeutet: günstige Produktion, günstiger Vertrieb, günstige Endgeräte. Das hat nicht nur die Heim-Video-Industrie revolutioniert, sondern auch die gesamte Internetentwicklung beschleunigt. Tatsächlich hat das Internet, wie wir es heute kennen und nutzen, enorm von technischen Errungenschaften profitiert, die zumindest teilweise der Pornoindustrie zuzuweisen sind.
Das glauben Sie nicht?
Günstiges und weit verbreitetes Breitbandinternet, das es Ihren Kunden überhaupt ermöglicht, Ihre Webseite zu besuchen. Streaming-Portale wie YouTube, mit denen Sie gratis (!) hochqualitative Filme und Videos vertreiben, ohne die Kosten für grosse Server und deren schnelle Internetanbindung bezahlen zu müssen. Im Webshop direkt per Kreditkarte zahlen? Auch das basiert auf einer Technologie, die ursprünglich für den einfacheren Vertrieb von Internetpornografie erfunden wurde. Das Muster wird einem langsam klar. So erstaunt es auch nicht, dass die erste richtig grosse Online-Plattform das Ziel hatte, Leute zu verkuppeln (match.com). Damit die Kupplerei diskret blieb, wurden grosse Mühen in Kauf genommen, um die Identität der User zu schützen. Die Basis für Anonymität und Datenschutz im Internet, heute aktueller denn je, war gelegt. Die heutigen Techniken haben mit diesen Anfängen zwar nicht mehr viel gemeinsam, wären ohne diese Vorarbeit aber nicht denkbar.
Ohne Innovation läuft nix
Kundengewinn und -bindung ist das Ziel der meisten Webseiten. Wie aber geht man vor, wenn man in einem völlig übersättigten Markt tätig ist, der von Suchmaschinen meist komplett ignoriert oder sogar zensiert wird, dessen Werbung in keiner Onlinezeitung auch nur ansatzweise geduldet wird (vor allem auf grossen Märkten wie z.B. die USA) und auf dem dasselbe Produkt durch die Konkurrenten zum gleichen Preis angeboten wird (in diesem Fall gratis)? Das Stichwort lautet: Innovation.
Man mag von Pornos halten was man will – die Industrie hat mit ihren innovativen Technologien und neuen Errungenschaften der Allgemeinheit auf jeden Fall einen grossen Gefallen erwiesen.
Mit der Integration von 3D-Filmen, Dolby-Surround-Ton oder Virtual Reality auf der Webseite lässt sich zumindest kurzfristig der eigene Platz verteidigen und die Konkurrenz ausstechen. Das gilt nicht nur für Pornoseiten. Aber wenn es einen neuen Hype gibt, der einem einen Vorteil verschaffen könnte, ist die Porno-Industrie immer vorne dabei und auch bereit, Geld in die Hand zu nehmen. Zum Beispiel, als Drittfirmen immer wieder Patentansprüche auf solche innovativen Technologien erhoben. Sie wollten so schnelles Geld mit einem eingekauften Patent anderer machen. Es war die Porno-Industrie, die solche Ansprüche in den USA (wo die meisten dieser Patente angemeldet sind) gerichtlich beanstandet hat und mit einem grossen finanziellen Aufwand abwürgen konnte. Nur dadurch können wir heute solche Innovationen breit nutzen und für unsere Kundengewinnung und -Bindung einsetzen. Auch Sie, auf Ihrer Webseite!
Anonymität und Privatsphäre
Anonymität und Privatsphäre waren und sind für die Online-Pornografie von grösster Wichtigkeit, da sich die User unbeobachtet und sicher fühlen wollen. Deshalb hat auch hier die Porno-Industrie sicher mitgeholfen, die Entwicklung der notwendigen Technologien voranzutreiben und zu verbreiten. Zum Beispiel die heute gängige SSL-Verschlüsselung, also Webseitenaufrufe über HTTPS. Sie erlaubt eine abhörsichere Kommunikation zwischen dem Browser und dem Webserver. Dies ist ein guter Schutz und in den meisten Fällen ausreichend, um sensible Daten oder allenfalls geheime Informationen sicher auszutauschen.
Die Porno-Industrie hat einige Technologien salontauglich gemacht, ohne es selbst jemals zu werden.
Bis vor einigen Jahren war die Anschaffung von SSL Zertifikaten für Webseitenbetreiber verhältnismässig teuer mit durchschnittlich 140 bis 590 Franken pro Domain. Das hat dazu geführt, dass nur bei einigen wenigen Anwendungsfällen HTTPS eingesetzt wurde und dies auch nur, wenn es zwingend notwendig war, z.B. bei Webseiten mit Webshops und Kreditkartenzahlung – und eben Porno-Portalen. Heute gibt es Dienste wie Let’s Encrypt, welche die Erstellung eines SSL-Zertifikats kostenfrei ermöglichen. Das ist für alle gut, denn es bedeutet sichere Kommunikation zwischen dem Webseitenbesucher und der Webseite. Der Kunde kann also sicher sein, dass seine Aktivität auf der Webseite nicht abgehört werden kann – nicht nur, wenn er sich Pornos anschaut. Aufgrund der Verfügbarkeit von gratis SSL Zertifikaten hat sich unter anderem Google dazu entschieden, ab Chrome Version 62 Webseiten, die kein HTTPS unterstützen, als unsicher zu markieren. Mit einem Google Chrome Marktanteil von über 67% (Stand Juli 2018) bedeutet dies, dass es eine 2 zu 3 Chance gibt, dass ein Benutzer Ihre Webseite aufgrund des Browsers als unsicher empfindet, wenn diese nicht über HTTPS erreichbar ist.
Schneller und besser
Wir mögen keine Webseiten mit langen Ladezeiten – siehe dazu auch den Artikel meines Kollegen Manuel Bloch. Problematisch wird das vor allem bei Webseiten, die eine internationale Reichweite haben (wie zum Beispiel einige Seiten von Schweizer KMUs. Und natürlich die grossen Porno-Plattformen). Was passiert bei einem Webseitenaufruf von einem Besucher aus Berlin, New York oder Peking? Wie lange lädt dann die Startseite mit mehreren hochauflösenden Bildern, wie lange geht es, bis das Firmenvideo im Hero-Bereich abgespielt werden kann?
Die Vernetzung der Welt
Die Kontinente sind mittels Seekabeln untereinander verbunden. Diese können zwischen einigen hundert Gigabit (ein tausendfaches einer normalen Heimleitung) und mehreren hundert Terabit (ein millionenfaches einer normalen Heimleitung) an Daten pro Sekunde (!) übertragen. Diese hohe Kapazität stellt sicher, dass Forschungszentren, Finanzmärkte, Firmen und Privatpersonen einfach kommunizieren können. Die Distanz ist jedoch so enorm, dass es auf der Verbindung immer wieder zu Datenverlust kommt und die Übertragungsgeschwindigkeit für den einzelnen Benutzer zusammenbricht. Das führt dazu, dass Webseiten zum Laden wesentlich länger brauchen.
Dieses Problem (und noch einige andere) kann mit sogenannten CDN (Content Delivery Networks, Inhalts-Verteilungs-Netzwerke) umgangen werden. CDN speichern Ihre Webseite oder Teile davon weltweit ab, damit bei einer Anfrage der Inhalt der Webseite schnell beim Besucher ist. Ebenfalls helfen CDN den Daten-Traffic zu reduzieren, in dem sie übertragene Daten optimiert komprimieren. Das erhöht nochmals die Geschwindigkeit für die Auslieferung. Ausserdem sorgen CDN für Ausfallsicherheit. Es passiert immer wieder, dass Webseiten von sogenannten Botnetzen angegriffen werden, was die Webseite unzugänglich macht. Das passiert im Normalfall durch eine komplette Überlastung des Webservers auf allen Ebenen. Ein CDN kann solche Attacken erkennen und filtert diese Pakete automatisch raus, so dass die Webseite trotz Angriff normal erreichbar bleibt.
Und wem verdanken wir bezahlbare CDN? Der Porno-Industrie. Die grossen Plattformen werden weltweit rund um die Uhr von vielen Usern besucht, eine stabile, schnelle Verbindung ist für sie deshalb von grösster Wichtigkeit, um ihre User bei Laune halten zu können. Deshalb nutzen (und bezahlen) Porno-Plattformen natürlich grosse Mengen an CDN Ressourcen. Das erlaubt es den CDN Betreibern, ihren Dienst für alle anderen und auch für Sie und Ihre internationale Business-Website günstiger anzubieten.
Das Internet von heute gibt’s so nur dank der Porno-Industrie
Schnelles Internet, hochauflösende Videos, sicheres, anonymes Surfen und die Möglichkeit, online zu bezahlen sind Errungenschaften, die aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken sind. Ob man morgens im Tram die News auf dem Smartphone konsumiert, in der Mittagspause mit dem Handy bezahlt, in der Nachmittagspause seine Ferien online bucht oder abends auf Netflix die letzte Folge einer Lieblingsserie schaut. Unser täglicher Komfort baut heute zu grossen Teilen auf das Internet. Dass das alles so reibungslos funktioniert, haben wir nicht zuletzt der innovativen Porno-Branche zu verdanken. Risikofreudige Geschäftsmenschen, die das Potential des Internets schon im frühen Stadium erkannt und neue Technologien entwickelt haben, um sich einen Marktvorteil zu schaffen. Entstanden sind neue Standards, von denen auch Sie als Unternehmer mit einer Webseite, vielleicht mit einem Online-Shop, mit Online-Ads und Bannern profitieren. Man mag von Pornos also halten was man will – die Porno-Industrie hat mit ihren innovativen Technologien und neuen Errungenschaften der Allgemeinheit auf jeden Fall einen grossen Gefallen erwiesen (und wird das wohl auch weiterhin tun.)